In der Tradition des Kundalini Yoga werden drei Formen des Tantra beschrieben: Weißes, Rotes und Schwarzes Tantra.
Der Begriff Tantra ist allgemein bekannt, aber meistens nur in Form des rotes Tantra. Rotes Tantra ist Bewusstseins-Steigerung durch sexuellen Kontakt.
Tantra bedeutet aber eigentlich viel mehr. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ist weben oder ineinander verwebt sein. Es ist eine sehr alte Methodik, die schon in den Veden – den Urschriften aus Indien vor ca. 3000 Jahren - beschrieben wird.
2017 erschien das Buch „Gesellschaft der Singularitäten“ von Andreas Reckwitz. Darin beschreibt der Autor einen „Strukturwandel der Moderne“: der Blick aufs große Ganze verliere an Bedeutung.
Gewarnt wird vor einem „Heer gleichgültiger Egoisten“ (Spiegel 2023,Nr. 40) aufgrund übermäßiger Achtsamkeitsübungen wie z.B. Yoga. „Jede Widrigkeit verliert ihren Schrecken, wenn sie Wertungsfrei vorbei ziehen kann“.
Tatsächlich geht es beim Achtsamkeitstraining um weniger Wertung und mehr Wahrnehmung. Dies ist allerdings kein allgemeines Lebenskonzept sondern lediglich ein Aspekt der eigenen mentalen Kapazität. Viele Menschen sind in ihren Wertungen gefangen und haben keinen Zugang zu einem neutralen Blickwinkel. Die Wertungen selber sind nicht das Problem, sondern das Fehlen von Wahlmöglichkeiten..
Es geht beim Yoga nicht darum, die eigenen Gefühl, Werte und Meinungen dauerhaft auf ein Grundlevel zu senken. Vielmehr wird der Übende dazu ermutigt, zu erkennen, welche Impulse von Außen indoktriniert sind und welche von Innen kommen. Das Ziel ist eine größere individuelle Souveränität.
Diese Unsicherheit ist psychisch wahrnehmbar, sie durchdringt jedes einzelne Individuum. Von hier aus pflanzt sie sich in Konflikten aller Art fort. Dies betrifft diejenigen, die uns nahe stehen und es betrifft Regionen, Länder und Religionen. Wer in den Ländern lebt, die noch nicht von Krieg betroffen sind, versucht sich, mit einer strikten Ausrichtung auf materiellen Wohlstand abzusichern.
Es gibt keine Geheimnisse mehr.
Informationen lassen sich nicht mehr zurückhalten
Wissen ist Macht. Wer über wichtige Informationen verfügt, kann sie als Machtmittel einsetzen, um die eigene Stellung zu behaupten. Oder er kann sie verkaufen und gut davon leben.
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Alle Welt schaut auf die materiellen Dinge, weil diese einfach und sichtbar sind. Aber es verhält sich hier wie mit dem Eisberg, dessen Spitze aus dem Wasser schaut: Der größere Teil des Gebildes liegt unter der Oberfläche.
Haben wir das Potential, aus einem dem Kreislauf von Gewalt auszusteigen? Mit Yoga-Techniken kann das Fundament gelegt werden, um Frieden und Freiheit zu stärken, die eigentliche Entscheidung für einen Konflikt bleibt dabei aber unberührt. Manche Menschen glauben, sie könnten mit Gebet oder Meditation mäßigenden Einfluss ausüben. Einfluss ist ohne Zweifel möglich, aber er beschränkt sich auf das, was ein Mensch gewillt ist zu verändern. Seine inneren Überzeugungen und Werte bleiben davon unberührt. Und diese sind bei den akuten Konflikten zwischen gesellschaftlichen Gruppen oder Staaten sehr unterschiedlich.
Im Zuge der weltweiten gesellschaftlichen Veränderungen, die das Wassermann-Zeitalter und die neuen Technologien mit sich bringen, verändert sich auch der Zustand der Religionen.
Die großen Weltreligionen machen schon seit langem einen Öffnungsprozess durch, der weiter voranschreitet. Diese Öffnung führt zu starken Gegenbewegungen. Viele Menschen vermissen den Halt, der Ihnen das Gruppenbewusstsein einer klar sich abgrenzenden Religion bietet. Durch eine Reanimierung eines rigiden religiösen Wertekanon wird versucht, der Moderne zu entfliehen.
Einige gehen dabei so weit, dass sie Gewalt gegen Andersgläubige propagieren und praktizieren.
Der Verlust einer gemeinsamen Identität des Menschen ist ein Nebeneffekt der industriellen Revolution aber ebenso Bestandteil der spirituellen Emanzipation. Die Arbeits- und Lebensprozesse des Menschen wurden mechanisiert und gleichgeschaltet. Dadurch wurden zusätzliche Zeit und Energie freigesetzt, die Raum für die Selbsterkenntnis des Menschen öffnete.
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Die Übergangszeit für den Eintritt in das Wassermann-Zeitalter ist zu Ende. Jetzt geht es darum, Verantwortung zu übernehmen.
„Ihr seit die neuen Führer im Wassermann-Zeitalter“ rief Yogi Bhajan nach einen Weißen Tantra Yoga Kurs 1998. Damals klang diese Bemerkung merkwürdig und auch etwas anmaßend. Führer zu sein, das bedeutet politische und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Nur wenige der ca. 1000 Menschen, die dort in den Zelt saßen, erhoben einen Anspruch auf gesellschaftlichen Einfluss oder gar Führung.