Sikh Dharma der Westlichen Hemisphäre ist eine moderne Religion oder Weltanschauung des Wassermannzeitalters. Der Sikhismus in Indien ist mehrheitlich an einem traditionellen Religionsbild orientiert. Bei den Sikhs, die durch Kundalini Yoga inspiriert wurden ist das anders.
Die modernen Religionen unterscheiden sich von alten Religionen des Fische-Zeitalters auf folgende Weise:
- Sie gehen nicht davon aus, dass sie den einzig möglichen Weg zu Wahrheit gefunden haben
- Sie grenzen sich nicht von anderen Weltanschauungen oder Religionen ab. "Mehrfachmitgliedschaften" sind möglich.
- Sie propagieren keine bindenden Regeln und Gesetzte. Es werden lediglich Empfehlungen ausgesprochen.
- Es findet keine Anbindung an eine vorhandene Gruppe statt. Das Sikh Dharma ist ein ausschließlich individueller Weg.
Der letzte Punkt scheint mir für das Verständnis von modernen Religion sehr zentral zu sein. Sich dem Sikh Dharma zuzuordnen ist eine persönliche Entscheidung die keine Auswirkungen auf andere Personen des Sikh Dharma hat. Niemand zählt nach, wer dabei ist, da es nicht relevant ist für den eigenen Lebensweg. Es gibt keinen Wunsch und kein Bedarf nach Missionierung. Die Religionen des Wassermannzeitalters eignen sich nicht für politische Vorteilnahme, weil es keine Loyalität oder Verbindlichkeit zu irgendjemanden oder irgend eine Gruppe gibt. Deshalb können sie auch nicht für irgendwelche Ziele instrumentalisiert werden.
Trotzdem können wir im Sinne der Wortwurzel "sich anbinden an"(lat.:religio) beim Sikh Dharma von einer Religion ausgehen, denn es findet eine Anbindung statt. Diese bezieht sich allerdings nicht auf ein Regelwerk oder eine Gruppe. Es findet eine Anbindung an die Tradition statt, die als Brücke (Guru=Weg vom Dunkeln zum Licht) zur eigenen Seele dient. Im Kundalini Yoga ist diese Brücke die "Goldene Kette", über die eine Tradition aus der Vergangenheit für die Zukunft erhalten bleibt.
Ein konkretes Beispiel für diesen Vorgang ist der Kara - der Armreif der Sikhs, der sich bei vielen Kundalini Yoga Praktizierenden großer Beliebtheit erfreut. Das Tragen des Kara hat einen yogisch-technologischen Aspekt. Er stärkt das elektromagnetische Feld der Körperhälfte, an der er getragen wird. Auf der anderen Seite ist der Kara aber auch ein religiöses Symbol. Er symbolisiert die Hochzeit mit Gott - ein überdimensionaler Ehering. Diese Symbolik wird durch das Tragen des Armreifes als Informationsmuster auf den Träger übertragen. Dies ist eine konkrete energetische Anbindung an die traditionelle Sikh-Religion, die auch wirksam ist, wenn der Träger sich darüber nicht bewusst ist.
Einige zeitgenössische Autoren sind der Meinung, dass sich das moderne Yoga dadurch auszeichnet, dass "eine Ablösung des religiösen Bezugs zugunsten gesundheitlicher Aspekte" stattfindet. Zumindest auf Kundalini Yoga trifft das nicht zu. Vielfach geben gesundheitliche Gründe den Ausschlag, mit Yoga anzufangen. Mancher Yogi hängt vielleicht der Illusion nach, er könnte die Technik wirkungsvoll nutzen, ohne mit der Tradition in Berührung zu kommen. Wer tiefer in das Yoga eintaucht, kommt aber unweigerlich an den Punkt, sich einem Dharma zuzuwenden. In der Yogalehrerausbildung wird in diesem Zusammenhang von dem Prozess der Selbstverwirklichung gesprochen. Gesundheit ohne Ver-Wirklich-ung des Selbst(=Dharma) ist nicht möglich. Aus spiritueller Sicht ist dies der Übergang vom Saram Pat (Anfänger) in den Karam Pat (Lehrling). Der Anfänger entscheidet sich für eine kontinuierliche Praxis und trägt die daraus resultierenden Konsequenzen. Das Ego beugt sich dem Dharma.
Dieser Schritt wird von zahlreichen Yogapraktizierenden täglich und immer wieder neu vollzogen. Es gibt kein wirkungsvolles Yoga ohne Dharma. Und im Kundalini Yoga ist es das Sikh Dharma. Solange Kundalini Yoga sich ausbreitet wird sich auch das Sikh Dharma ausbreiten - was immer das für den einzelnen bedeuten mag.
Es gibt weit mehr Anhänger des Sikh Dharma in Deutschland als allgemein vermutet wird - sie sind nur nicht so leicht zu erkennen. Manche tragen Turban, andere tragen den Kara, viele machen Sadhana, einige wenige lesen täglich die Banis (5 Gebete der Sikhs). Zusammen bilden Sie eine Sangat, eine lose Gemeinschaft mit gemeinsamen (Gruppen)Subtilkörper und einem Bezug zur Goldenen Kette des Kundalini Yoga.