In der Tradition des Kundalini Yoga werden drei Formen des Tantra beschrieben: Weißes, Rotes und Schwarzes Tantra.
Der Begriff Tantra ist allgemein bekannt, aber meistens nur in Form des rotes Tantra. Rotes Tantra ist Bewusstseins-Steigerung durch sexuellen Kontakt.
Tantra bedeutet aber eigentlich viel mehr. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ist weben oder ineinander verwebt sein. Es ist eine sehr alte Methodik, die schon in den Veden – den Urschriften aus Indien vor ca. 3000 Jahren - beschrieben wird.
Beim Tantra wird die Polarität von zwei Menschen rituell genutzt.
Im Kundalini Yoga gibt es das Weiße Tantra Yoga. Hier spielt sexueller Kontakt keine Rolle. Im Mittelpunkt stehen Yogaübungen zu zweit, meistens mit einer gemeinsamen Handhaltung oder Augenkontakt. Manchmal sind die Arme ineinander verschränkt, die Finger ineinander verhakt und manchmal macht die eine Person simultan etwas anderes als die andere Person. Das sind stark ritualisierte Vorgänge, die zugleich methodisch ausbalanciert sind. Mit Hilfe dieser Methode wird das Unterbewusstsein gereinigt und die Selbstwahrnehmung gesteigert.
Außerdem gibt es noch Schwarzes Tantra. Diese Form des Tantra hat nichts mit Bewusstseins-Steigerung oder Sexualität zu tun. Vielmehr geht es darum, jemand anderen zu manipulieren, zu beeinflussen oder zu kontrollieren.
Ein bewusster Mensch, der seine Selbstwahrnehmung verfeinert und das Unterbewusstsein gereinigt hat, kann die damit zusammenhängenden Fähigkeiten nutzen, und Rituale entwickeln, um andere Menschen manipulieren. Nur weil jemand Bewusstsein erlangt, macht ihn das nicht automatisch zu einer Person mit einer angemessenen ethischen Haltung. Missbrauch findet statt. Meditation kann Missbrauch nicht verhindern.
Eine Voraussetzung für Schwarzes Tantra ist auf der einen Seite eine ausgereifte und reflektierte Kommunikation in Verbindung mit Erkenntnissen über Resonanz und Meditation. Auf der anderen Seite ist eine Person nötig, die nicht über den Horizont oder die mentalen Fähigkeiten verfügt, um Manipulation zu durchschauen oder ablehnen zu können. Beim Schwarzen Tantra gibt es immer ein Subjekt, dass profitiert und ein Objekt, dass sich ausnutzen lässt. Anders wäre es, wenn beide Beteiligten davon profitieren, wie es im weißen Tantra der Fall ist und wie es in gesunden Beziehungen der Fall sein sollte. Hier profitieren beide Partner voneinander, möglichst im gleichen Maße. Beide sind darauf bedacht, dass der andere einen Nutzen erfährt.
Im schwarzen Tantra wird der andere benutzt, um für sich selbst ein Ziel zu erreichen. Man setzt rituelle – manche würden sagen: magische - Methoden ein, um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen.
Schwarzes Tantra bedeutet dabei, dass der andere auf die eine oder andere Weise getäuscht wird. Etwas bleibt im Unklaren. Wenn die Struktur durchschaut wird, dann funktioniert es nicht mehr. Der Mensch muss getäuscht werden, damit er sich ausnutzen lässt.
Beides ist Tantra. Strukturen, Formen und Rituale werden genutzt. In dem einen Fall geht es darum, gemeinschaftlich das Bewusstsein zu erhöhen. Im anderen Fall geht es darum, das eigene Energieniveau auf Kosten des anderen zu steigern.
Im Kundalini Yoga werden Übungen gelehrt, um sich den Einflüssen von Manipulation – auch kurzfristig - zu entziehen.
Auszug aus dem Basistext "Wie Yoga Deutschland verändert", der bei Mantradownload.com als PDF-Datei runtergeladen werden kann.