Simon Schindler, Professor für Psychologie in Berlin hat herausgefunden, dass Meditation das Gewissen beeinflusst. Das schlechte Gewissen, wenn jemanden durch eigenes Verhalten Schaden zugefügt wird, ist nach der Meditation abgemildert. Es gibt weniger Selbstzweifel und Selbstvorwürfe. Man könnte auch sagen: das eigene Ego wird gestärkt.
Auch im Kundalini Yoga lässt sich dieser Effekt beobachten. Mehr Körperbewusstsein führt zu mehr Selbstwert. Der Selbstwert sorgt für mehr Selbstbewusstsein. Dieses stärkt das eigene Ego.
Für sich betrachtet könnte das so stehen bleiben. Yoga wäre dann eine gute Technik für Exzentriker und Narzissten. Tatsächlich gibt es eine mögliche Haltung, wonach Achtsamkeit als Rechtfertigung für impulsives Verhalten auf Kosten anderer dienen kann („Es hat sich richtig angefühlt“).
Allerdings gibt es einige wichtige Aspekte in der Yoga-Praxis, die dafür sorgen, dass sich eine praktizierende Person nicht von ihrer Umgebung abkoppelt und gleichgültig gegenüber anderen wird. Statt dessen wird ein reflektiertes und mitfühlendes Miteinander reicht.
- Jede Kundalini Yoga Stunde beginnt und Endet mit dem gemeinsamen singen von Mantras. Dieses Naad-Yoga (Technologie des Klanges) wird auch bei vielen Übungsreihen genutzt und hat den Effekt, dass eine Wahrnehmung der Verbundenheit einsetzt. Das Yoga funktioniert dadurch in zwei Richtungen: in dem Maße, wie die Selbstwahrnehmung steigt, steigt auch die Verbundenheit mit der äußern Umgebung.
- Kundalini Yoga ist als ein „Haushälter-Yoga“ konzipiert. Es soll nicht zu einer Isolation führen sondern im Gegenteil dazu befähigen, den Alltag in der gewohnten Umgebung besser zu meistern. Dies wird erreicht, indem die einzelnen Übungsreihen oder Meditationen in einem Tagesplan eingebaut werden und je nach dem, welches Thema gerade ansteht, individuell variieren.
- Beziehungen und Kommunikation spielen in der Yoga-Philosophie eine wichtige Rolle. Die Ehe gilt als das höchste Yoga. Problemen soll nicht ausgewichen werden. Zwei (oder mehr) Personen können sich zu einer „gemeinsamen Seele“ verschmelzen.
- Das Weiße Tantra Yoga ist eine Yogapraxis zu zweit. Dabei spiegelt sich das eigene Unterbewusstsein im Gegenüber. Dies führt zu einem tiefgreifenderen Verständnis der eigenen Rolle in Beziehungen. Neben dem Weißen Tantra gibt es vielfältige Yenus-Kriyas, bei denen zu zweit Meditiert wird.
- Andere Übungen können nur in einer Gruppe ausgeführt werden. Sie arbeiten Beispielsweise am „Subtilkörper der Gruppe“ oder am „Gruppenmeridian“. Dahinter steht die Erkenntnis, dass Individuelles Bewusstsein für das eigene innere Wachstum nicht ausreichend ist. Es brauch das Korrektiv der Gruppe.
- Auf dieser Basis sind Trainings und Yogalehrer-Ausbildungen aufgebaut. Es ist nicht ausreichend, alleine am Bildschirm oder auf der Yogamatte zu üben. AN irgendeinem Punkt der eigenen Entwicklung ist es nötig, sich dazu zu Befähigen, die eigenen Erfahrung auch weiter geben zu können. Dafür braucht es einen Gruppenprozess, der sich über einige Zeit in einer wiederkehrenden Gruppe hinzieht.
- Alles Lebendige basiert auf Zyklen. Das menschliche Leben wechselt sich ab zwischen Phasen der Vereinigung und Phasen der Trennung. Dies gilt für Beziehungen und für die Vereinigung in Gruppen. Glück basiert auf einem zwischenmenschlichen Prozess, der mit einer Verbindlichen Vereinbarung beginnt. Die kann ein „heiliger Vertrag“ oder auch eine gemeinsame Interessenbekundung sein. In jedem Fall ist es etwas, was über das eigene Bedürfnis hinaus wächst. Im Yoga wird dies mit den „7 Schritten zum Glücklichsein“ erklärt.