Wenn wir einen Ton erzeugen, schwingt dieser messbar in den Klangkörpern um uns herum. Das nennt sich Resonanz. Es schwingt dabei genau der gleiche Ton, der ausgesendet wurde. Sofern der Klang für uns wahrnehmbar ist, können wir dadurch in uns exakt nachfühlen, was für ein Ton ausgesendet wurde.
Es gibt unterschiedliche Arten von Klängen und jeder Klang hat bestimmte Eigenschaften. Mit ihnen können Informationen übertragen werden. Je nach Art des Klangs steigt oder sinkt seine Reichweite – ähnlich wie bei der Frequenz von Radiowellen und Lichtpartikeln. Innerhalb einer Frequenz sind beliebig viele Kombinationen innerhalb der Oktaven und der Tonleiter möglich. Die Informationsdichte ist dadurch nahezu unbegrenzt.
Im Gegensatz zu Wellen, Partikeln oder Strahlung können im luftleeren Raum keine Geräusche übertragen werden. Damit hat der Klang ähnliche Eigenschaften wie bestimmte Energieformen, wie Wärme, die ebenfalls Materie benötigt, um übertragen werden zu können, und die manchmal von festen Objekten reflektiert oder gestreut wird. Wärme benötigt Körper, die an Gravitation gebunden sind, ist aber selber von der Gravitation unbeeinflusst. Mit Klang verhält es sich genauso.
Entsprechend der vedischen Vorstellungen der Leiter der Subtilität gehen die Yogis davon aus, dass viele Vorgänge, die wir mental verarbeiten, eine Art von Klang sind. Das Naad-Yoga, das mit Klang und Mantra arbeitet, ist eine effektive Methode, um das Unbewusste zu verarbeiten.
Mit unseren Gedanken, Gefühlen und Bewusstseinszuständen erzeugen wir ein „Geräusch“, das sich in unserem Gewebe verankern kann. Es wird unbewusst eingespeichert. Im Kundalini Yoga sprechen wir hier von den „fünf Klängen“, von denen nur einer das akustische Geräusch ist, das wir gemeinhin als solches bezeichnen.
Ein Beispiel sind unsere Emotionen oder Wertvorstellungen. Sie erzeugen einen „Ton“, der in uns schwingt und unser Gewebe „informiert“ (siehe auch: Meme - wie dein Bewusstsein die Welt informiert). Dabei hat die Art des Klangs Einfluss darauf, an welcher Stelle unseres Körpers Information eingespeichert werden.
Yogi Bhajan, der das Kundalini Yoga in den Westen gebracht hat, unterscheidet fünf Klänge, die sich in dieser Form in alten yogischen Schriften wieder finden: Bhekri, Khant, Hirday, Sat und Anahat. Zusammengenommen sind sie ein Orchester unseres Bewusstseins. Wie bei einer Symphonie spielen diese Klänge zusammen und erzeugen eine harmonische Einheit.
Wenn allerdings einzelne Instrumente falsch gestimmt sind oder unabhängig von den anderen eine eigene Melodie spielen, klingt das Konzert disharmonisch und macht einen negativen Gesamteindruck. Genauso verhält es sich mit den fünf Klängen, die unser Bewusstsein erzeugt. Sie sollten aufeinander abgestimmt sein, ansonsten erzeugen sie Widerstände und zunächst mentale und später körperliche Krankheiten.
Wenn wir uns entsprechend schulen, können wir diese Klänge hören. Diese Fähigkeit wird als das 3. Ohr oder das „innere Ohr“ (JapJi, 9.-12. Pouree “Suni-ä“) bezeichnet. Dies ist keine Einbildung, die nur im Kopf entsteht, sondern ein physikalischer Vorgang. Jeder kann diese Klänge wahrnehmen, der sensitiv genug ist.
Diese „Geräusche“ sind so filigran und ausgefeilt, dass sie nicht mit „Energie“ verwechselt werden sollten. Energie erzeugt von sich aus kein Geräusch. Energie kann Geräusche erzeugen, wenn sie auf eine bestimmte Art und Weise mit Materie in Berührung kommt.
Das Geräusch selber ist keine Energie, aber es benötigt welche, um zu entstehen. Der Unterschied ist, dass Geräusche eine Information transportieren, während Energie lediglich das Medium oder der Verstärker ist, der diese Informationen transportiert.
Unser Bewusstsein erzeugt deshalb keine „Energie“, sondern es nutzt Geräusche, um Informationen zu verbreiten und zu lagern. Energie ist letztendlich in unendlichem Maße vorhanden und muss lediglich „befreit“ oder „gelöst“ werden, um genutzt werden zu können. Die fünf Klänge hingegen entstehen aus den fünf Ausdrucksformen unseres Bewusstseins und übertragen Informationen.