Jeden Augenblick durchläuft unser Körper viele unterschiedliche Phasen, die mit körperlichen Prozessen wie z.B. Verdauung und Immunabwehr zu tun haben. Dabei verändern sich auch die Vitalität und die Chemie der Körperzellen. Es ist nicht immer einfach, dabei innerlich stabil zu bleiben.
Darüber hinaus gibt es Zyklen, die von Außen auf uns einwirken. Im Kundalini Yoga kennen wir drei große Lebenszyklen, die uns in jeder Phase unseres Lebens unterschiedlich prägen: Der 7-Jahre-, 11-Jahre- und 18-Jahre-Zyklus.
Unser Leben ist von Rhythmus geprägt. Am anschaulichsten sind hierbei der Atemrhythmus und der Tag- und Nachtrhythmus. Wenn dieser Rhythmus gestört wird, hat er sofort Auswirkungen auf unseren Körper und unsere Psyche. Andere Rhythmen laufen unterbewusst ab. Der Süchtige kennt den Rhythmus, der geprägt ist von den Phasen zwischen der Lustbefriedigung und dem "Schmachter". Nach der Bedürfnisbefriedigung, z.B. durch eine Zigarette, ist der Betroffene ein wenig betäubt. Aber immer nach einiger Zeit treten Körper oder Geist (je nach dem, um welche Droge es sich handelt) erneut in einen Zustand ein,in dem das Verlangen die Willenskraft übersteigt. Wenn dann die Gier befriedigt ist fängt der Zyklus von vorne an. (Siehe auch: Kundalini Yoga bei Sucht und Abhängigkeit).
Der Tag- und Nachtrhythmus ist ein planetarer Zyklus, der uns als Bewohner des Planeten Erde direkt beeinflusst. Innerhalb eines Tages dreht sich die Erde einmal um sich selbst. Dies wird auch als ein "Atemzug der Erde" bezeichnet.
Einen großen und oft unterschätzten Einfluss übt die Bewegung des Mondes aus. Sie ist für die Gezeiten der Meere verantwortlich und bewirkt Veränderungen im Hormonhaushalt des Menschen. Besondere Bedeutung kommen dabei den Mondpunkten der Frau zu, die mit einem 2-einhalb-Tage-Zyklus für Stimmungsschwankungen verantwortlich sind.
Bekannter ist die Auswirkung des Vollmondes, der viele Menschen unruhig schlafen lässt. Allgemein ist es sinnvoll, bei zunehmendem Mond Neues ins Leben zu bringen und bei abnehmendem Mond Unerwünschtes zu entfernen.
Der 18-Jahre-Zyklus hängt ebenfalls mit der Mondbewegung zusammen. Alle 18,7 Jahre befindet sich der "Mondknoten" wieder auf der gleichen Stelle wie bei unserer Geburt. Dieser Zyklus wird Zyklus des Lebens genannt, da er die Konditionen, die unser Leben prägen und "formieren", beeinflusst. Nach 18 Jahren tritt der Mensch aus der Jugend ins Erwachsenenalter ein. Mit 37 (zweimal 18,7) beginnt der mittlere Lebensabschnitt. Die "4. Etappe" ist eine Phase in der die Weisheit des Alters an andere weitergegeben werden kann. Sie dauert vom 55. bis 74. Lebensjahr. Danach ist die Zeit, um die Früchte des Lebens zu genießen.
Der 7-Jahres-Zyklus hat viele historische Quellen. Er beruht auf den Winkeln des Planeten Saturn. Im Kundalini Yoga wird dieser Zyklus als der Zyklus des Bewusstseins bezeichnet. Er beschreibt wichtige Übergänge im Leben, die sich alle 7 Jahre wiederholen, also im Alter von 7 Jahren, 14 Jahren, 21 Jahren, 28 Jahren, 35 Jahren, 42. Jahren, 49 Jahren, 56 Jahren, 63 Jahren, 70 Jahren, mit 77 Jahren usw. Innerhalb der einzelnen 7 Jahre können Prozesse oder eigene Projekte angeschoben werden, die mit dem 1. Jahr ihren Anfang nehmen und mit dem 7. Jahr für den nächsten Zyklus vorbereitet werden. Eltern erleben die Gefühle und die Themen, die ihnen als Kinder in ihren jeweiligen Lebensabschnitten wichtig waren, erneut, wenn ihre Kinder in die entsprechenden Phasen eintreten.
Der 11-Jahres-Zyklus ist der Zyklus der Intelligenz. Dieser steht im Einklang mit der Yoga-Philosophie und ist in anderen Traditionen eher unbekannt. Innerhalb dieses Zyklus entwickelt sich der menschliche Verstand aufgrund der gemachten Erfahrungen eine Stufe weiter - bzw. er sollte sich eine Stufe weiter entwickeln.
Die Entwicklung des Verstandes ist im besonderen Maße mit einer Yogapraxis verbunden. Bereits in den Ur-Quellen des Yoga und bei Patanjali, der vor 2000 Jahren die bekannten Yoga-Sutren aufschrieb, steht: Yoga Chitta Vritti Nirodha - Yoga ist die Technik, um die Wogen des Verstandes zu glätten. Und im 29. Pouree des Jap Ji finden wir die vielzitierte Redewendung: Man Jeetai Jag Jeet: "Wer seinen Geist beherrscht, besiegt die Welt". Aus dem Kundalini Yoga kennen wir zahlreiche Meditationen und Übungsreihen, die unseren Verstand klären, und seine Funktionalität erhöhen.