Kundalini Yoga wirkt wie ein Verstärker für Wandlungen, die sich nicht länger aufschieben lassen. Die Selbstwahrnehmung verändert sich auf unvorhersehbaren Weise. Die Abhängigkeit von äußeren Umständen wird brüchig. Dies ist ein recht schmerzhafter Prozess der Selbsterkennung. Er führt zu einer allgemeinen Destabilisierung.
Das System der Selbstwahrnehmung, das Yogi Bhajan in einem seiner letzten Vorträge angedeutet hat, ist ein Schlüssel für das Verständnis des individuellen Veränderungsprozesses. Mit Hilfe von Kundalini Yoga kann eine ungeahnte Kraft freigesetzt werden. Wenn die bisherigen Abhängigkeiten in Frage gestellt oder losgelassen werden, beginnen innere Kraftquellen zu fließen. Am Anfang ist das manchmal bedrohlich, da die eigene Basis zumeist keine bekannte Form hat und deshalb nicht kreativ-konstruktiv eingesetzt werden kann. Mit der Zeit kann man aber lernen, die neue Kraft in sinnvolle Bahnen zu lenken.
Diese Selbstermächtigung öffnet die Tür zu einer umfassenden Intuition, die auch alle Vorgänge im Außen mit einbezieht. Einher geht oftmals eine Identitätskrise, die individuell stärker oder schwächer ausgeprägt sein kann. Am Ende dieser Krise steht dann eine Neubewertung des Selbst, das nicht mehr unter dem Einfluss seiner Umgebung steht. Die eigene Arbeit und der Umgang mit anderen Menschen werden neu bewertet. Die eigene Position in Bezug auf die Gesellschaft steht in einem neuen Licht.
Eine Systemkrise ist hierbei eine Möglichkeit für all jene, die an sich selber arbeiten wollen. Sie können die Unruhe und Angst differenziert und distanziert betrachten, und einen Weg wählen, der ihre eigene Position verbessert. Dies ist eine Chance für all die vielen Alternativmediziner und Lebensberater, Gesellschafts- und Energiearbeiter, Biobauern und kulturell Kreative, um aus ihrer sozialen Nische heraus zu treten und ihre rechtmäßige Rolle in der Mitte der Gesellschaft einzunehmen.
Wenn die Eigenwahrnehmung nicht statisch sondern in Bewegung ist, dann entsteht etwas Unerwartetes: ein Abdruck in der subtilen Struktur der Welt.
Das unspezifische Selbst erzeugt im Zuge der Alltagsbewältigung einen spezifischen „Raum“. Mit jedem neuen Tag, der ein effektives Sadhana (tägliche spirituelle Praxis) beinhaltet, wird dieser Raum tiefer und wirkungsvoller. Dies funktioniert solange die Person nicht darauf aus ist, Eindruck und Einfluss zu erzeugen. Andernfalls frisst das eigene Ego den Raum wieder auf.