Es gibt in der Natur quasi kein reines Metall. Durch die Entrophie – den Zerfall des Universums – verbinden sich Metalle selbständig miteinander. Mit hohem Energieaufwand kann man reine Metalle herstellen, aber sie verunreinigen sich sofort wieder, sobald sie dem Kreislauf der Natur ausgesetzt sind. Die Kombination von unterschiedlichen Stoffen bringt manchmal etwas gänzlich neues hervor. Aus Sicht der Evolution oder dem technischen Nutzen gesehen, macht das Sinn. Die Verbindung von etwas Reinem zu etwas Neuem ist ein schöpferischer Akt. Das neue ist dann ebenfalls etwas Reines.
Reiner Sauerstoff und reiner Wasserstoff verbinden sich zu H2O, der Grundsubstanz, die Leben auf unserem Planeten ermöglicht. Und Wasser gilt als eine Urquelle der Reinheit.
Wir sehen also, dass Natürlichkeit nicht unbedingt aus dem Wunsch nach Reinheit entsteht. Wenn wir immer nur nach dem Eigenen suchen und alles Fremde ablehnen, bekommen wir nicht das gewünschte Ergebnis, sondern folgen einer Ideologie. Tatsächlich könnte es sein, dass wir unsere Natürlichkeit im Fremden finden, auch wenn es sich gar nicht danach anfühlt. Unsere Gefühle können uns in die Irre führen.
Aus der Lehre der fünf Klänge kennen wir den sogenannten SAT-Klang, den Klang unserer individuellen Wahrheit. Er wird normalerweise mit dem Nabelzentrum in Verbindung gebracht. Über diese „Bauchintelligenz“ können wir die Wahrheit unseres Körpers erlauschen. In der Kinesiologie wird das gleiche Prinzip genutzt, um Antworten auf essenzielle Fragen von der Körperintelligenz zu erhalten. Dies alles sind sinnvolle Werkzeuge, trotzdem kann es sein, dass unsere Natürlichkeit damit nicht abgedeckt wird. Bei den fünf Klängen stellt erst die Kombination aller fünf Impulse (=Elemente) eine „Stimmigkeit“ her, die der eigentlichen Natürlichkeit am nächsten kommt. In dieser Kombination aus Impulsen gibt es neben den drei Kern-Impulsen des Körpers (1=Erde, 2=Wasser, 3=Feuer), die unsere materielle Existenz symbolisieren, zwei weitere Impulse, die außerhalb der Materie angesiedelt sind. Dies ist zum einen der eigene Wille (4=Luft), der unsere freie Entscheidung mit ins Spiel bringt. Zum anderen gibt es das Äther-Element (5), in dem sich das Eigene mit den Fremden zu etwas neuen verbindet. Im yogischen Kontext passiert das gleiche mit den 3 Gunas. Das Reine (Göttliche) verbindet sich mit Hilfe des Yoga mit dem Unreinen (Materiellen). Dadurch pflanzt sich das Reine weiter fort.
Im Ergebnis sehen wir die Verbindung von allem, was lebt. Die Verbindung ist es, die das Natürliche ausmacht und die Abgrenzung ist es, die das Natürliche verhindert.
Gleichzeitig ist die Abgrenzung notwendig, um den Prozess der Verbindung gewährleisten zu können. Dies ist der Zyklus des Lebens, ein Wechsel aus Ein-und Ausatmung, Verbindung und Trennung.
Deshalb reicht es nicht aus, den Blick immer nur nach Innen zu wenden. Jeder Schritt in die eigene Innerlichkeit benötigt einen gleich großen Schritt nach Außen. Wir benötigen die äußeren Umstände, die sich gemeinhin fremd anfühlen, um Stimmigkeit zu erzeugen. Unsere Vitalität ist ein Prozess, kein Stillstand. Das Eigene benötigt das Fremde, um Natürlichkeit zu erzeugen.