Kontakt- und Gruppenfähigkeit ist unverzichtbar für die eigene Entwicklung und die Entwicklung der Gemeinschaft der Menschen. Die bisherigen Bindungskräftewerden im jetzigen Informations-Zeitalter zunehmend kraftlos. Sie führen zu keinen befriedigenden Zielen mehr.
Ängste, Zwänge und Druck verlieren ihre Bindungskraft. Niemand zwingt sich mehr in eine Struktur ein, die ihn selber keine Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Effizienz war der Motor der industriellen Revolution. Im Namen der Effizienz wurden Arbeitsbedingungen geschaffen, die Lebensfeindlich waren. Leid und Tod wurde in Kauf genommen. Diese Zeiten gehen vorbei. Kontrolle führt zu keinem Ergebnis mehr. Qualität benötigt Freiwilligkeit.
Entmantelt und nackt stehen die Institutionen da und strahlen eine abschreckende Ineffizienz aus. Sie werden durchschaut. Und sie werden in Frage gestellt.
Dadurch bekommt der Mensch die Möglichkeit, sich selber zu hinterfragen.
Die einzige Kraft, die Strukturen zusammenhalten kann, ist der menschliche Wille. Es ist eine Frage der eigenen Entscheidung. Und diese Entscheidung kann sehr wechselhaft sein, und je nach Stimmung unterschiedlich ausfallen. Das ist der Effizienz einer Institution oder eines Unternehmens eher abträglich.
Deshalb sind konkrete und ernst gemeinte Vereinbarungen unumgänglich, um etwas Dauerhaftes zu schaffen. Eine Vereinbarung ist eine freiwillige Verpflichtung (engl. Commitment), die darauf abzielt, solide Grundlagen zu etablieren. Sie sind zudem der erste Schritt von den „sieben Schritten zum Glücklich sein“ nach Yogi Bhajan. Mit Hilfe von verbindlichen Vereinbarungen können die Schwächen des flüchtigen Zeitgeistes umgangen werden.
Vertrauen ist die Grundsubstanz von Vereinbarungen. Nur wenn ich meinen Partnern vertraue, können unsere Projekte lebendig und kreativ bleiben. Vertrauen ist in einer Welt ohne Begrenzungen und Limitierungen ein rares Gut. Alles, was gemacht werden kann, wird auch irgendwann gemacht. Es gibt keine Sicherheiten mehr. Trotzdem ist Vertrauen unumgänglich. Gerade die Unmöglichkeit, Vertrauen nicht zu enttäuschen, erfordert bedingungsloses Vertrauen. Er ist der Kitt, der Strukturen zusammenhält,
Verwirrend dabei ist, dass die Willenskraft zum Vertrauen aus der eigenen Hingabe und Opferbereitschaft heraus entstehen muss. Die dazu nötige Willenlosigkeit ist die einzige Kraftsubstanz, die Vertrauen ermöglichen kann. Kontrolle zerstört das Vertrauen. Persönliche Vorteilnahme weicht Vereinbarungen auf.
Willenskraft ohne persönliche Vorteilnahme ist für viele Menschen unverständlich. Ist nicht der Willen der ursprünglichste Ausdruck der eigenen Persönlichkeit? Und entsteht nicht die eigene Persönlichkeit aus der Abgrenzung gegenüber dem anderen?
Dieses Paradoxon wird mit Hilfe des Selbstwahrnehmungssystems aufgelöst. Die regelmäßige und kontinuierliche Praxis von Yoga und Meditation ermöglicht eine Identität, die sich an der Realität orientiert und nicht an der persönlichen Vorteilnahme. Dadurch wird die mentale Kapazität geschaffen, um Vereinbarungen einzugehen, die auf dem Vertrauen basieren, dass alle Beteiligten so Handeln, wie es für die jeweilige Situation am stimmigsten ist. Das ist das Beste, was wir erwarten können.