Den Zusammenhang zwischen inneren und äußeren Frieden können wir besser verstehen, wenn wir uns ansehen, wie Yoga zu unserer Gesundheit beiträgt. Wir sollten dabei nicht vergessen, dass wir die gleichen Mittel zur Heilung nutzen, die zuvor für eine Erkrankung gesorgt haben. Das ist ein Balanceakt, der sich durch Unvorsichtigkeit jederzeit umkehren kann.
Yoga greift in das Wechselspiel von Bewusstsein, Körper und Geist ein. Dieses Wechselspiel bringt uns auf die Spur zu unserer Bestimmung, die jenseits des Verstandes ihre Wirkung entfaltet. Hier liegt die eigentliche Kraft des Yoga, die sich alleine mit der Technik von Haltungen und Atemübungen nicht erklären lässt.
Die Grenze, an die wir hier immer wieder stoßen und die wir „überwinden“ wollen, wird von unserem Körper zum Ausdruck gebracht. Unser Körper ist die grundlegende Messlatte. Durch ihn erfahren wir alles, was wir wissen müssen.
Um unseren Körper wahrnehmen zu können, benötigen wir ein individuelles Selbst, dass nicht von Außen beeinflusst wird. Es fühlt sich Individuell an und es ist es auch für uns. Trotzdem ist unser Selbst eine Art Netzwerk, an dem wir beteiligt sind. Die Art und Weise der Verknüpfungen in diesem Netzwerke ist bei jedem vollkommen unterschiedlich. Die Substanz ist kollektiv, das Ergebnis ist individuell.
Wer schon einmal einen gemeinsam gesungenen „Klangteppich“ erlebt hat, kann vielleicht nachvollziehen, was damit gemeint ist. Die Klänge der eigenen Stimme vermischen sich mit denen der anderen. Es ist nicht klar, was davon das eigene ist und was das fremde.
Innerhalb dieses Klangteppichs gibt es einige Nuancen, die eindeutig individuell sind. Und es gibt Bereiche, die können nur kollektiv verstanden werden.
Beeinflussung ist ein Thema aus dem vergangenen Zeitalter. Hier befinden wir uns in einer Übergangszeit. Unsere Zukunft ist vernetzt. Da gibt es nichts mehr, was verborgen bleibt.
Eine Krankheit ist ein Schicksal, dass uns unsere Grenzen deutlich macht. Erst wenn wir diese Grenzen akzeptieren, können wir sie erweitern. Zunächst ist das Schicksal festgelegt. Es bedarf einer Bestimmung, um das Schicksal ändern zu können. Wenn das Schicksal eine schwere Krankheit beinhaltet, kann die eigene Bestimmung dabei helfen, diese Krankheit zu überwinden. Dafür gibt es allerdings keine Garantie. Und die Krankheit muss zuerst vollkommen akzeptiert werden.
Die kontinuierliche Praxis von Kundalini Yoga erzeugt einen Prozess, der den Übenden die eigene Bestimmung vor Augen führt.
Schwierig wird es an dieser Stelle, wenn diese Bestimmung mit dem realen Leben nicht in Übereinstimmung zu bringen ist. Die meisten Menschen hören in diesem Fall lieber mit dem Yoga auf. Das ist grundsätzlich kein Problem. Es lebt sich ganz gut ohne die eigene Bestimmung zu verwirklichen, solange der Alltag genug Gelegenheiten bietet, sich mit ihm zu identifizieren. Wenn allerdings ein Schicksal abgewendet werden soll, dann muss die Bestimmung mit dem realen Leben in Interaktion treten.
Anders als das Schicksal ist die Bestimmung durch eine freie Entscheidung erreichbar.
Wenn wir unsere Bestimmung erfahren, können wir unser Schicksal besser akzeptieren. Als Yogis akzeptieren wir ohne uns zu identifizieren. Das gibt uns die Möglichkeit einer zweiten Chance. Dies ist ein zentraler Schritt für die eigene Heilung. Ohne diese Identifizierung haben wir die innere Freiheit, um Gesundheit zulassen zu können. Wir sind unserem Schicksal nicht mehr ausgeliefert, wenn wir uns unserer Bestimmung ausliefern.
Akzeptanz ohne Identifikation ist die Grundlage des von Yogi Bhajan benannten „Self Sensory System“.
Das Self Sensory System ermöglicht es, diese neutrale Haltung einzunehmen. Wir befinden uns mental in einem Zustand der aufmerksamen Beobachtung. Der Körper kommuniziert dabei mit den Geist. Die Krankheit entschlüsselt sich und wird einer mentalen Haltung zugeordnet. Wenn wir diese Haltung durchschauen, können wir sie ändern.
Manchmal ist nicht die innere Haltung das Problem, sondern die äußeren Umstände. Auch das wird durch das Self Sensory System durchschaut. In diesem Fall kann die Entscheidung lauten, trotz der krankmachenden äußeren Umstände an dem Zustand festzuhalten. Dafür kann es vielfältige Gründe geben.
Kundalini Yoga kann nun so eingesetzt werden, dass es ein verbleiben in den äußeren Umständen ermöglicht.